gender naturals

okok, wir sehen es ein. viele wissenschaftliche studien haben es ausfuehrlich belegt: maenner und frauen sind unterschiedlich. der unterschied liegt darin, dass maenner pissoirs haben. das ist ganz offensichtlich.

betrachten wir das kulturelle phaenomen des pissoirs aber genauer, muessen wir feststellen, dass die muschelartige oeffnung des vasenartigen gefaesses ideal zum rueckwaertigen sitzen geeignet ist: die perfekte passform.

zudem eignen sich grade pissoirs, die gemeinhin mit maennlichen kulturellen errungenschaften konnotiert werden, fabelhaft fuer die der weiblichen natur entsprechende taetigkeit des blumenpflanzens.

diese verwirrenden tatsachen deuten auf eine tiefe schizophrenie der gesellschaftlichen verhaeltnisse, die weitreichende auswirkungen zeitigt.

aus den kluften, die diese schizophrenie aufwerfen, steigen irritationen und erkenntnisse auf. unter anderem erreichten erreichten uns folgende reaktionen auf das frisch gepflanzte gruen in den fsk-klos:



I.
hallo rehvvollte,
seit ihr euch eigentlich darueber klar, dass das eine katastrophe fuer die sauberkeit in den klos bedeutet?



II.
liebe kuenstlerinnen,
mit bedauern musste ich feststellen, dass sich die zahl der klos, die maenner benutzen koennen, drastisch von 3 auf 1 reduziert hat.
hat euch gestoert, dass keine tueren vor den urinalbecken waren? oder dass es 3 klos fuer manner und nur eines fuer frauen gab und jetzt habt ihr fuer gerechtigkeit gesorgt?
oder die blosse existenz von urinalbecken, die an eine welt erinnern, die fuer maenner elegante loesungen bereitstellt, aber nicht fuer frauen?
nunja, ich bedaure den verlust, glaube auch, dass das klo mit dem grossen "D" nun auch von "H"s benutzt wird, wenn viel los ist.
einen distanzierten gruss,






III.
how i became a stehpisserin

als ich klein war fuhren wir jeden sommer aus hamburg nach ulm zu meinem grossvater. im kaefer von oben nach unten durch deutschland, mit sechzig sachen ueber die kasseler berge: da war man locker zwoelf stunden unterwegs. zwoelf stunden gefangen auf dem ruecksitz eines muffeligen autos, eingeklemmt zwischen meiner bestaendig aufmerksamkeit heischenden kleinen schwester und koffern, kisten und paeckchen, die nicht mehr unter die motorhaube gepasst hatten. ich fuehrte einen einsamen kampf gegen die reisekrankheit. lesen war nicht drin. casettenrekorder im auto gab es noch nicht.

meine erinnerung an diese fahrten ist gepraegt von drei zentralen lernerfahrungen, die ich damals gemacht habe: erstens dass man bei ich-sehe-was-was-du-nicht-siehst gewinnt, wenn man dinge auswaehlt, die in grosser entfernung in sekundenschnelle vorbeirasen und ergo von den anderen nicht gesehen werden koennen; zweitens dass die autokennzeichen in westdeutschland nicht notwendig mit den anfangsbuchstaben der jeweiligen staedte zusammenpassten (hl = luebeck); und drittens dass man viel zeit braucht, um in einer autobahnraststaette aufs klo zu gehen.

es war mitte der siebziger und auf der autobahn gab es selten eine reinigung der klos ueber tag, geschweige denn eine selbstreinigende toilette, wie sie heute auf vielen raststaetten angepriesen wird. gleichzeitig gab es aber viele geschichten ueber ansteckende krankheiten, die auf klos uebertragen werden konnten. meine mutter drohte mir, wenn ich nicht penibel auf sauberkeit achten wuerde, koennte ich beim klogang eine toedliche krankheit einfangen. tatsaechlich war sie besessen mit der hygiene auf oeffentlichen toiletten. sie brachte mir bei, wie ich die klobrille mit klopapier auslegen musste bevor ich mich setzte. das war eine schwierige prozedur, weil die sorgsam abezirkelten papierstreifen beim hinsetzen immer wieder verrutschten und jeder hautkontakt mit dem plastik bedeuten konnte, dass man fuer den rest seines lebens im rollstuhl sass. meine mutter bedeutete mir, mich sowieso nie richtig hinzusetzen, sondern immer in einigem abstand aus der luft zu pinkeln. die anderen machten das offensichtlich auch, denn die klos auf autobahnraststaetten waren in der regel ueber und ueber mit feuchten spritzern bedeckt. auf einer der fahrten hatte meine mutter sogar sagrotan dabei. ich wollte damals besonders gruendlich sein und spruehte mir versehentlich eine ladung desinfektionsmittel in die augen. nunja, besser blind als geschlechtskrank. als ich aelter wurde und mehr sinn fuers gleichgewicht entwickelt hatte, informierte mich meine mutter schliesslich, dass die beste loesung fuer bleibende gesundheit sei, beim pinkeln mit den fuessen auf der klobrille zu stehen, um jegliche direkte beruehrung mit der keimverseuchten toilette zu vermeiden.

zwanzig jahre spaeter reiste ich nach tokio und stellte fest, dass die frauenklos dort emaillierte loecher auf dem boden sind, die links und rechts rutschfeste flaechen fuer die fuesse haben. ich erinnerte mich an meine mutter und ertappte mich bei dem wunsch, ich waere in japan aufgewachsen. das haette mir als kind viele durchwachte naechte erspart, in denen ich mich fragte, ob ich diesmal vielleicht doch die klobrille beruehrt hatte und wenn ich jetzt einschliefe nie wieder aufwachen wuerde.

noch heute erfuellt es mich manchmal mit genugtuung, mich auf einem oeffentlichen klo einfach hinzusetzen und der krankheit zu trotzen oder - wenns mir eklig erscheint - spontan zu entscheiden, welche der erlernten taktiken ich anwende. und offensichtlich bin ich nicht alleine. neulich war ich in der flora auf einem punkkonzert. und als ich zwischendurch aufs klo musste, fand ich abdruecke von dock martins auf der klobrille ...